Ander nicht falsch

Maria Zimmermann / Kommode Verlag / 25,00 € 

Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2024 

                          

Auf der Suche nach Literatur über ihre Autistische Wahrnehmung hat Maria Zimmermann beschlossen, selbst ein Buch darüber zu schreiben und zu gestalten. 

Im Verlauf lernte sie, wie sehr die Sprache, welche wir benutzen, um über etwas zu sprechen, unsere Beziehung dazu prägt. 

Sie spricht von Entdeckung, nicht Diagnose. Merkmal, nicht Symptom. Autistisch sein, nicht Autismus haben. Im Spektrum, nicht auf dem Spektrum. Sensorische Sensibilität, nicht sensorische Verarbeitungsstörung. Eigenheit, nicht Schwierigkeit. 

 

Jurybegründung: Den Satz „Aber du wirkst so normal …“ nimmt Maria Zimmermann zum Anlass, in Anders nicht falsch von ihrem Leben im Autistischen Spektrum zu erzählen. Das „A“ in diesem Begriff schreibt sie programmatisch groß zum Zeichen einer identitären Aneignung. Die Vieldimensionalität dieser Identität kommt in elf eindrücklichen Kapiteln  erfahrungsbasiert zur Darstellung. Auf aktuellem Forschungsstand kommen... 

 

Persönliche Anmerkungen zum Buch: 

 

Dieses Buch sollten alle Pädagog*innen, Eltern –  einfach ALLE! - lesen. Wie sehr Menschen ausgegrenzt und verletzt werden, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen hat mich tief bewegt. Wie fragwürdig ist es, Diagnosen zu stellen, um Menschen damit „zu helfen“, sich anzupassen, ihre Identität und Anderssein nicht akzeptieren zu müssen (wollen), ihnen Schuldgefühle zu machen, damit sie der „Norm“ entsprechen. 

Textstelle aus dem Buch: 

Die Schwierigkeiten, die ich in einer neurotypischen Welt habe, haben sich bisher genau deshalb so angefühlt, als würde ich sie mir nur einbilden und Calc hätte ich kein Recht, vieles schwierig zu finden. Ich kann arbeiten, alleine wohnen, Rechnungen bezahlen, mich um mein Leben kümmern. Ich kann funktionieren. 

Nach außen kann ich mich als „normale“ Erwachsene präsentieren. Manchmal kann ich das so gut, dass mir nicht geglaubt wird, dass ich Hilfe brauche. Um Hilfe bitten fällt mir schwer. Ich bin immer noch dabei, es zu lernen. Das Funktionieren kostet mich viel Energie. Ich brenne schnell aus. 

 

Zitate, das ich mir auf ein T-Shirt drucken würde: 

Das Wort „normal“ möchte ich aus meinem Wortschatz streichen 

Ich darf auf meine eigene Art Teil der Gesellschaft sein 

Geschlechterrollen sind ein soziales Konstrukt und nicht real 

 

UNBEDINGT LESEN!!!!!! 

 

Buchtipp von Christine 


Extremismus

von Anja Reumschüssel / Carlsen / 6,99 € 

Ausgezeichnet mit dem Jugendliteraturpreis 2019 

 

 

Extremistische Anschauungen gibt es in vielen Bereichen: in Politik- und Religionsfragen, aber auch zu gesellschaftlichen Themen. Doch wann sprechen wir tatsächlich von Extremismus und wann von »extremen Ansichten«? Wie entsteht Extremismus und welche Arten gibt es? Können wir Extremismus bewerten – gibt es »positiven« Extremismus? 

 

Anja Reumschüssel gibt klare Antworten und stellt die Geschichte des Extremismus – in Deutschland und im Ausland – kompakt dar. Übersichtlich gegliedert, demonstriert ihr Buch die verschiedenen extremistischen Ausrichtungen und zeigt Maßnahmen auf, extremistischen Handlungen entgegenzuwirken. 

 

 

Persönliche Anmerkungen zum Buch: 

 

Textstelle: Um zu verstehen, was Extremismus so gefährlich macht, müssen zunächst ein paar Dinge geklärt werden, die vielleicht langweilig klingen. Das sind sie aber nicht. Von ihnen hängt nämlich nicht weniger ab, als das Leben, wie wir es in Deutschland kennen. 

Dieses Buch möchte ich allen dringend ans Herz legen, die das Leben, wie wir es in unserem Land kennen, als selbstverständlich ansehen und glauben, nichts dafür tun zu müssen. 

Unbedingt lesen! 

 

Buchtipp von Christine 


Ich bau dir ein Haus, kleine Wildbiene

 Bärbel Oftring und Jana Walczyk / Gerstenberg / 15,00 € 

 

Wildbienen sind für Kinder besonders faszinierend, da sie sich von ganz nah beobachten lassen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie stechen. Bärbel Oftring widmet sich dem Lebenszyklus vordergründig der Gehörnten Mauerbiene. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung lässt sich aus Bambusstäben eine einfache Nisthilfe bauen, um so die Bienen auch zu Hause anzusiedeln. 

Jana Walczyk hat das Kindersachbuch durchweg ansprechend illustriert. Großformatig sind die Bilder des Buches im Querformat jeder Seite angelegt. Unter den Klappen verbergen sich weitere interessante Informationen und ebenso gute Illustrationen. 

Das Buch zeigt den vollständigen Lebenszyklus der Mauerbienen von ihrem ersten Erscheinen im Frühjahr und den Vorgängen bei der Brutablage. Die Illustrationen erklären in der Form ganz genau, wie der Bau von Lehmzwischenwänden in den engen Niströhren funktioniert und wie sich im Folgenden in den hintereinanderliegenden Brutzellen die Nachkommen der nächsten Generation entwickeln und im Winter verharren. Fragen, die auch Erwachsene interessieren und sich meist nur schwer vorstellen können. 

 

Persönliche Anmerkungen zum Buch: 

 

Textstelle: Alle Bienen – die wilden genauso wie die Honigbiene – mögen es warm und hell. Darum legst du dein Wildbienenhaus am besten an einem sonnigen, vor Regen geschützten Platz. Wie wäre es auf der Fensterbank? Und siehe da, rasch fliegt schon die erste Mauerbiene herbei. Geh ruhig nah heran und beobachte genau, was dort passiert: Wildbienen tun dir nichts. 

Dieses Buch gefällt dir bestimmt, wenn du nicht nur Bescheid wissen willst, sondern etwas für Klima- und Artenschutz tun willst. 

Ich hatte das große Vergnügen, Bärbel Oftring persönlich kennenzulernen, und mich mitreißen zu lassen - nicht nur von ihrer Leidenschaft für den Natur- und Artenschutz und ihrem fundierten Wissen darüber - sondern auch von ihrer Lebensfreude und ihrem Humor. 

 

Buchtipp von Christine 


Voll ungerecht!

Assata Frauhammer und Meike Töpperwien / Beltz & Gelberg / 16,00 € 

 

Über Fairness und Gerechtigkeit 

Was ist eigentlich Gerechtigkeit? Dass alle gleich behandelt werden? Na gut, es ist schon fair, dass Kinder weniger Eintritt für die meisten Dinge bezahlen müssen als Erwachsene … Aber wer entscheidet nun darüber, wie alles gerecht verteilt und geregelt wird? Haben wir alle die gleichen Chancen? Welche Rechte stehen jedem Menschen, ob groß oder klein, zu? Und was kann ich eigentlich selbst gegen Ungerechtigkeit tun? 

In einfachen Sätzen und mit erklärenden Illustrationen im Comicstil, die nah am Alltag der Kinder anknüpfen, werden hier komplexe Begriffe wie Teilhabe, Mitbestimmung und Gleichmacherei erklärt. In kurzen Kapiteln erschließt das Sachbilderbuch alle Aspekte, die uns rund um die Frage, was eigentlich gerecht ist, bewegen. Hier werden gesellschaftliche Themen aufgemacht, die nicht nur Erwachsene bewegen, sondern auch Kinder in ihrer täglichen Erfahrung von ungerechten Situation oder unfairen Verhalten beschäftigen. Ein wichtiges Buch, um Kinder früh für ein positiv gelebtes Miteinander und die Fragen unserer Zeit zu sensibilisieren. 

 

Persönliche Anmerkung zum Buch: 

 

Kleiner Textauszug: 

In Artikel 6 des Grundgesetzes steht, dass es das Recht und die Pflicht der Eltern ist, sich um ihre Kinder zu kümmern. Eltern und Kinder stehen sich sehr nah. Deshalb wird davon ausgegangen, dass Eltern normalerweise das Beste für ihr Kind wollen und auch am ehesten wissen, was das ist. Außerdem können Erwachsene aufgrund ihres Alters und ihrer Erfahrung Dinge oft besser einschätzen als Kinder. 

Das bedeutet aber nicht, dass Eltern mit ihren Kindern alles machen dürfen. Denn auch Kinder haben Rechte! Zum Beispiel das Recht auf gewaltfreie Erziehung: Schlagen, Festhalten, Beleidigen – ist alles verboten! 

 

Sehr gutes Buch, das Erwachsene und Kinder am besten gemeinsam lesen sollten, um ins Gespräch zu kommen - und vielleicht auch gegenseitig mehr Verständnis für „nervige“ Regelungen im täglichen Miteinander zu haben – oder gemeinsam nach neuen Regeln zu suchen. 

 

Buchtipp von Christine 

 


 

 

Viel Spaß beim Lesen! 📖